Gott nennt uns beim Namen
Von Pastorin Dr. Michaela Veit-Engelmann, rpi-Loccum
245 Jahre ist es her, dass James Cook am 12. Juli 1776 zu seiner 3. Weltumseglung aufbrach. Cook, 48 Jahre alt, war da bereits eine Berühmtheit. Zwei mehrjährige Fahrten hatte er schon hinter sich, und hatte sich durch seine Erforschung des pazifischen Ozeans und seine Maßnahmen gegen Skorbut einen Namen gemacht hatte. Nun sollte es ein drittes Mal auf Tour gehen. Und es sollte seine letzte werden. Auf Hawaii kam es zum Eklat: Mag die dortige Bevölkerung die weißen Männer zunächst für Götter gehalten haben, so wurde sie bald eines Besseren belehrt: Die Mannschaft achtete weder ihre Rituale noch ihre heiligen Orte; das bezahlte Cook im Februar 1779 mit dem Leben. Immerhin gelang es der Mannschaft, die Herausgabe seines Leichnams zu verhandeln, um ihn zu bestatten, bevor sie ohne ihn in die Heimat zurückkehrte.
Den Namen von James Cook sprechen Menschen bis heute mit Hochachtung aus. Ja, er war ein Held. Aber er war auch ein Mann, in dessen Leben Licht und Schatten nahe beieinander lagen. Geboren als eines von acht Kindern eines Tagelöhners, war ihm eine solche Karriere wahrlich nicht in die Wiege gelegt. Und doch schaffte er, wovon andere nur träumen. Aber er musste auch verkraften, was wohl der Alptraum aller Eltern ist: seine Kinder begraben. Sechs Kinder sollte er mit seiner Frau haben, doch drei starben bereits als Kleinkinder – und die drei anderen als Jugendliche oder junge Erwachsene.
Gott spricht: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“ So lautet der Vers aus der Bibel, der dieser Woche ihr Motto gibt.
Was das bedeutet, kann man am Beispiel von James Cook lernen. Aus dem Sohn eines Tageslöhners wurde einer der bekanntesten Seefahrer seiner Zeit. Fürchte dich nicht! Cook hat es gewagt, aus seiner Herkunft auszubrechen. Er hat sich aufgemacht und Neues entdeckt. Du bist mein!, so verspricht es Gott. Hat James Cook dieses Versprechen in Zeiten von Trauer und Not getragen? Als seine Kinder starben, als er auf seinen Fahrten Rückschläge hinnehmen musste? Ich habe dich bei deinem Namen gerufen! Was für eine Zusage! Das heißt doch nichts anderes als: Du bist unendlich wertvoll, denn Gott kennt dich mit Namen.
Diese Wertschätzung gilt allen, auch jenen, deren Verhaltensweisen und Rituale uns zunächst fremd sein mögen. Cook und seine Mannschaft haben das nicht immer respektiert. Doch der Bibelvers sagt klar: Gott hat alle Menschen bei ihrem Namen gerufen! Die weißen Seefahrer und die Hawaiianer. Und uns alle.
Ihre
Dr. Michaela Veit-Engelmann, Pn.
