Angedacht von Pastorin Birgit Birth

Nachricht 23. Januar 2021

Von Pastorin Birgit Birth, Geschäftsführerin im Kloster Loccum

 

Wüste, nichts als Wüste. Der Bus schlängelt sich mühsam die Straße hoch, rechts und links von uns Berge aus hellem Stein. Oben angekommen sind immer noch nur Berge zu sehen. Wir erreichen die Bergkuppe. „Das ist der Blick, den Mose auf das gelobte Land hatte“ – wir stehen auf dem Berg Nebo in Jordanien und folgen mit unseren Blicken der Armbewegung unseres Reiseleiters.

„Seht ihr dahinten am Horizont, dort wo es glänzt, das ist die Kuppel von Jerusalem; dort das Tote Meer und hier das fruchtbare Jordantal“.

Nach der erdrückenden staubigen Steinwüste breitet sich ein Blick in die Weite aus. Was mag Mose damals gedacht haben? 40 Jahre waren die Menschen durch die Wüste unterwegs. 40 Jahre lang mit der tiefen Sehnsucht nach Freiheit und einem besseren Leben.

Und nun steht er hier auf dem Berg und blickt hinunter auf weites grünes Land, soweit das Auge sehen kann. Fruchtbares Land, das Menschen bewirtschaften können. Ein Land in Freiheit, ohne die Fesseln der Ägypter, ohne Zwang und Unterdrückung.

Wenn wir heute vom „gelobten Land“ sprechen, was haben wir vor Augen? Die einen träumen von einem Lottogewinn: immer Urlaub an einem türkisblauen Meer. Für die anderen wäre schon allein eine Lockerung des Lockdowns das „gelobte Land“.

40 Wochen Einschränkungen, Angst, Existenzverlust, Trauer, Verständnislosigkeit, soziale Wüste. Mit dem neuen Jahr verbinden sich viele Hoffnungen und Wünsche. Und jetzt, in der dritten Woche von 2021 erleben wir eine gewisse Ernüchterung: hoher Bedarf an Impfdosen, weniger Impfbereitschaft als erwartet, volle Kliniken, leere Kassen, eine sich ausbreitende Mutation. Der Atem geht aus.

Das erlebe ich in meinem Alltag, das sehe ich in der Welt. Wüste weit und breit. Sehnsucht nach fruchtbarem Land. Wann werden wir auf dem Berg stehen, einen Blick auf den mühsamen Weg zurückwerfen und hoffnungsvoll in die Zukunft gehen können? Ich wünsche uns allen, dass wir in diesen Januartagen nicht in der Mutlosigkeit verharren, sondern immer wieder Kraft finden, die Herausforderungen dieser Zeit zu meistern. Dass wir die Hoffnungen, die wir für 2021 formuliert haben, im Blick behalten und uns gegenseitig stärken.

Wie sagte schon Gott zu Josua: „Sei getrost und unverzagt und lass dir nicht grauen, denn ich dein Gott bin bei dir, wohin du auch gehst.“ (Josua 1,9)

Ihre

Birgit Birth, Pn.

 

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Kloster 2
31547 Rehburg-Loccum