Angedacht von Pastor Noß-Kolbe

Nachricht 11. September 2021

9/11 und die Folgen

Die Freiheit Deutschlands muss auch am Hindukusch verteidigt werden. Mit diesem Satz von Peter Struck wurde begründet, warum wir uns an dem Krieg in Afghanistan beteiligen. Der sollte den Terror besiegen, dessen Taten heute vor 20 Jahren die Welt geschockt haben.

Ich habe die Bilder von den Flugzeugen, die in New York in die Türme geflogen sind, zuerst in einer Eisdiele auf der Langen Straße in Nienburg gesehen. Verstört bin ich weiter gegangen. An diesem Dienstag und an den folgenden Tagen haben wir uns abends in der Martinskirche zu Friedensgebeten versammelt. Der Hodscha der muslimischen Gemeinde las ein Grußwort vor. Er war erst kurze Zeit in Nienburg und sprach noch kein Deutsch. Er mühte sich mit den Buchstaben auf seinem Blatt in einer fremden Sprache, schwer verständlich und zugleich voller Anteilnahme. Niemand hat gewusst, was an diesem 11.9. vor sich gegangen ist, nur, dass es schrecklich war und schrecklich wird, was daraus folgt.

Seit Mitte August erleben wir das desaströse Ende des Einsatzes in Afghanistan. 20 Jahre hat dieser Krieg gedauert und er wird ganz in Frage gestellt. Viel Geld ist in dieser Zeit in gute Projekte geflossen und genauso viel in die falschen Kanäle. Auf jeden Dollar für Hilfsprojekte kommen sieben Dollar für militärische Ausgaben. Wenn es die Idee gab, aus Afghanistan eine Demokratie zu machen, sind die eigene Kultur und Geschichte kaum bedacht worden. Briten und Russen sind in den beiden letzten Jahrhunderten mit ihren Kriegen gescheitert, jetzt die NATO. Die Taliban errichten wieder ein Kalifat. Selbst ihre Macht ist nicht stabil und es bestehen Befürchtungen, dass das Land im Chaos versinken wird.

Was ist gut in Afghanistan? Man kann diese Frage mit einem Wort von Margot Käßmann beantworten: Nichts. Worauf können wir noch hoffen? Die Taliban versprechen Frieden, wenn die Fremden abgezogen sind. Ich kann das kaum glauben und denke an die Orts- und Hilfskräfte, die nicht evakuiert wurden. Der Frieden, den die Taliban versprechen, sieht wahrscheinlich anders aus als den, den wir uns vorstellen. Wenn sie vieles anders machen als 1996 und nicht alles von dem, was in den letzten 20 Jahren aufgebaut wurde, rückgängig machen und wenn Frieden bleibt, dann liegen drei Teile in einem großen Puzzle schon an der richtigen Stelle. Weitere sind das Gespräch mit den Taliban, Schutz der Ortskräfte, Freiheitsrechte und Hilfe beim Aufbau des Landes.

Ich kann und will nicht aufhören, an den Frieden zu glauben, der in diese Welt kommt.

Ihr

Peter Noß-Kolbe, P.

Studienleiter im Predigerseminar Loccum

 

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