Angedacht von Pastor Dr. Joachim Diestelkamp

Nachricht 29. Februar 2020

„Zurück in die Zukunft.“

Von Pastor Dr. Joachim Diestelkamp, Loccum und Wiedensahl

Erinnern Sie sich an die Film-Trilogie Ende der 1980er Jahre? Der Titel ist geflügeltes Wort geworden.

Nun, so manche Vergangenheit mag ich uns allen nicht als Zukunft wünschen. Es gibt leider wieder mehr Leute, die von einer völkisch-nationalen Zukunft träumen, von Rassentrennung und der Überlegenheit der weißen arischen Rasse. Diese Leute meinen, uns vor Rassenmischung und Unterwanderung durch ‚fremde‘ Religionen retten zu müssen. Dieser menschenverachtende Wahn aus der Vergangenheit hat schon einmal unermessliches Leid und Zerstörung über Europa und die Welt gebracht. Das darf nicht die Zukunft sein, in die wir uns zurückwünschen. Im Gegenteil, diesen Vorstellungen muss widersprochen werden, wo sie uns begegnen: Leute, die so denken wie der Terrorist von Hanau, brauchen Widerspruch und Hilfe. Wir alle sind gefordert. Nicht nur Polizei und Politik.

Es gibt aber auch ein Zurück in die Zukunft, die ich uns allen wünsche. Vor einigen Tagen habe ich eine alte Bauersfrau beerdigt. Sechs Kinder hat sie großgezogen. Einen großen Gemüsegarten hat sie bestellt, die Kühe gemolken, ein paar Schweine gefüttert, auf dem Hof liefen die Hühner und Gänse. Gegessen wurde, was diese tapfere Frau selbst erzeugt, eingekocht und geschlachtet hat. Müll fiel so gut wie nicht an. Organischer Abfall wurde auf dem Hof verwertet, Kleidung und Schuhe wurden immer wieder repariert, vermutlich passte der „Restmüll“ eines ganzen Jahres in eine einzige Mülltüte. Und was mich besonders beeindruckt hat: diese Frau hat ihr Leben geliebt und genossen – gerade die viele Arbeit und das viele Draußensein. Ihre Kinder sagten: die Mutter war glücklich.

Die Fastenzeit hat begonnen. Mittwoch war Aschermittwoch. Karneval wird nach wie vor groß gefeiert, aber kaum jemand weiß noch etwas mit dem Verzicht anzufangen. Schade.

Dabei wäre das die Chance. Aschermittwoch beginnt traditionell eine schlichte Zeit. Kleidung, Essen, Konsum werden auf’s Nötige reduziert. Wir könnten sie wiederentdecken, die Zeit, in der man ausprobieren kann, einfach zu leben. Die Seele und unsere Mitwelt könnte aufatmen, wenigstens probehalber für ein paar Wochen.

Ihr

Joachim Diestelkamp, P.

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