Angedacht von Pfarrer Christoph Konjer

Nachricht 06. März 2021

Atempause für die Seele

 

Von Pfarrer Christoph Konjer, röm-kath. St. Christophorus Stolzenau

Fastenzeit, so werden die Tage zwischen Aschermittwoch und dem Osterfest genannt. Während der Corona-Zeit auch noch Fastenzeit? Wo wir doch schon auf so Vieles verzichten müssen? Ist da die Aufforderung der Kirche zum Fasten nicht fehl am Platz? Ja und Nein möchte ich sagen. Wenn man es „nur“ als äußeres Fasten und Verzicht sieht, ist es schwer und wenig zielführend. Denn wofür und wozu denn überhaupt? Diese Frage kann schon eher zielführend sein. Kein Verzicht um des Verzichtens willen. Sondern um die Fülle dann wieder voll und bewusst zu erleben. Kein Fasten, um ein paar Kilo abzunehmen, sondern um Körper und Geist etwas Gutes zu tun. Für Leib und Seele mal eine Auszeit nehmen. Das kann vielleicht heißen, Zeit nehmen für etwas, das sonst zu kurz kommt. Gerade in der Corona-Zeit, wo Vieles stressig und anstrengend ist. Mal einen Moment nehmen für das, was sonst auf der Strecke bleibt. Manchmal kommt nämlich auch bei mir Gott zu kurz. Und meine Beziehung zu den Menschen. Und nicht zuletzt kommt man selbst manchmal zu kurz. Bei Manchem geht einem die Puste aus. Da lohnt sich ein Moment, um das wieder oder neu aufleben zu lassen. Die Frage nach Wofür und Wozu kann vielleicht auch noch mal einen anderen Blick in der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Beschränkungen und Auflagen bringen. Da verzichte ich ja nicht nur für mich auf etwas, nur um mich zu schützen. Sondern vor allem für andere und aus Solidarität. Damit Krankenhäuser und Intensivstationen nicht zu voll, das Personal im Gesundheitswesen nicht noch mehr als eh schon strapaziert wird. Um mein Gegenüber, christlich meinen Nächsten, zu schützen. Seit über einem Jahr hält uns Corona, diese Pandemie und ihre weitreichenden Folgen, in Atem. Außer Atem, kaum Zeit zum Luftholen und Verschnaufen in vielen Bereichen meines und unseres Lebens. Da braucht es einen langen Atem und viel Geduld. Fastenzeit, Atempause für die Seele. Mal eine Auszeit nehmen vom stressigen Alltag, der mit Homeoffice und Homeschooling, durch Einschränkungen und Auflagen oft belastend ist. Vielleicht mal einen Moment durchschnaufen an der frischen Luft, die aufblühende Natur entdecken und genießen. Ein kurzes Gespräch mit jemandem, dem ich länger nicht begegnet bin, das geht auch mit Abstand, oder über den Gartenzaun, am Telefon oder … übrigens geht das auch im Gespräch mit Gott, das nennt man dann beten… Mal ein stiller Besuch in einer offenen Kirche, beim Entzünden einer Kerze. Oder zuhause bei einer guten Tasse Tee. Mir und bestimmt auch Ihnen fällt da einiges mehr noch ein, was trotz (oder wegen?!) Corona auch in der Fastenzeit und als Auszeit für die Seele guttut!

Ihr

Christoph Konjer, Pfarrer

 

Kontakt