Angedacht von Pastor Gerhard Schlake

Nachricht 26. September 2019

Vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat

„Als Landwirt darf ich das sagen“, so sprach vor einiger  Zeit ein jün­gerer Mann zu mir, der sich im Gespräch als Jungbauer vorstellte. „Als Landwirt darf ich das sagen, dass wir bereits ab unserer Geburt einen schweren Stein auf den Bauch gelegt bekommen.“ „Warum“, fragte ich erstaunt zurück. „Damit wir von klein auf das Stöhnen lernen“.

Es entspann sich ein interessantes Gespräch über die Situation der Landwirtschaft im Allgemeinen und seiner persönlichen Situation im Besonderen. Und das war gar nicht mal so klagend, wie ich es sonst schon oft gehört habe.

Zur Zeit finden wieder (einmal) die Erntefeste in den Dörfern statt. Eine gebundene Erntekrone wird abgeholt und auf dem Zelt oder Saal als Zeichen der Ernte aufgehängt. Bunt und verschwenderisch geschmückte Wagen werden präsentiert und prämiert. Es wird gefeiert und neben dem Alkohol, der reichlich fließt, wird dann auch hier und da wird unter der Erntekrone noch das alte Lied „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen“ gesungen.

Können wir das eigentlich? Angesichts von Hitze und Trockenheit in diesem Jahr? Nachdem im vergangenen Jahr schon die Ernte deutlich geringer ausfiel als sonst im Durchschnitt. Und nicht nur die Kartoffeln sind kleiner, die Kornernte geringer oder der Mais steht schlechter. Auch Gräben und kleinere Flüsse sind trocken gefallen und der Wald leidet massiv. Nicht nur Stürme und Käferbefall setzt ihm zu, sondern ganz bewusst auch die Trockenheit.

Kann man da in diesem Jahr noch frohen Herzens Gott „Dankeschön“ sagen und das alte Lied anstimmen?

Wenn ich darüber nachdenke, was wir als Menschen selber dazu beige­tragen haben, damit wir überhaupt eine Ernte haben, dann wird mir schnell bewusst, dass das nur ein sehr geringer Anteil ist. „Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Ge­deihen steht in des Himmels Hand“ so beschreibt es Mathias Claudius vor über 220 Jahren. Sicher müssen wir etwas tun aber das „Gelingen“ liegt nicht bei uns oder gar mir selbst. Das hat Gott in seiner Hand. Und wo das wahrgenommen wird, sprechen wir vom „Segen von oben“.

Erntefeste und Erntedank kann uns die Grenze unseres Könnens und Schaffens bewusst machen. Vielleicht sollten wir das Stöhnen einmal zurückstellen und mit einstimmen ins Danken. „Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir (immer noch) Gutes getan hat.“

 

Ihr

Gerhard Schlake, P.

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