Angedacht von Pastorin Corinna Diestelkamp

Nachricht 06. Dezember 2019

Wann kommt der Nikolaus?

Von Pastorin Corinna Diestelkamp

Im Sommer hatte Anika den Nachbarn erzählt, dass morgen der Nikolaus kommt. Das fanden sie niedlich. „Nein, mein Kind,“ lächelten sie. „Der Nikolaus kommt doch im Dezember. Kurz vor Weihnachten.“ Aber das Mädchen beharrte darauf, es wusste es ganz genau: „Morgen kommt Nikolaus.“

Was die Nachbarn nicht wussten: Anikas Onkel heißt Nikolaus. Der Name hat ihm schon als Kind viele spöttische Bemerkungen eingebracht. „Nikolaus, bringst Du mir was?“ und „Wo ist denn Dein Rentier?“

Dabei ist Nikolaus einfach ein Bischof gewesen. Er hat im 3./4. Jahrhundert in Myra gelebt, so wird erzählt. Das war eine Hafenstadt in der heutigen Türkei. Er wurde bekannt, weil er nicht – wie manche seiner Kollegen – in seinem Palast blieb und den Herrscher spielte. Er mischte sich immer wieder unter die Leute, um herauszufinden, wo sie Hilfe brauchten. Einmal soll er armen jungen Frau-en Beutel mit Gold durch das Fenster geworfen haben, damit sie heiraten konnten. So hatten sie eine Zukunft, heute würde er ihnen eine Ausbildung finanzieren. Als Piraten die Stadt überfallen haben und Kinder und Jugendliche gefangen nahmen um sie als Sklaven zu verkaufen, da habe der volksnahe Bischof ihnen den Kirchenschatz angeboten und damit die jungen Menschen freigekauft. Nikolaus ist ein Bild für Menschen, die nicht an ihrer Position festhalten, sondern sich und auch ihren Besitz einsetzten für die, die es brauchen. So wird es übrigens von Jesus in der Bibel gesagt (Philipper 2). Auf den Spuren von Jesus hat der „Hirte seines Volkes“ sein Leben gestaltet.

Merkwürdig und schade, dass daraus so eine Märchenfigur für Kinder geworden ist und eine Gestalt für den weihnachtlichen Konsum. Übermorgen wird sein Geburtstag gefeiert, ein guter Anlass, an seine Lebenseinstellung zu erinnern und an seinen Glauben.

Eigentlich sollte (jemand wie) Nikolaus ruhig jeden Tag kommen!

Ihre

Corinna Diestelkamp, Pn.

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