Petrus verband in seinen impulsiven Handlungen immer schon das Zupackende mit dem Unüberlegten. Sehen Sie, wie sich seine linke Hand festkrallt? Sehen Sie auch, woran? Am Umhang Jesu. Sollte sich Petrus im Versinken dort Halt erhoffen, wird er entweder die Brosche sprengen, die den Umhang zusammenhält. Oder er erwürgt seinen Retter. Insofern verhält sich Petrus wie jeder Ertrinkende. Er klammert sich an das Nächstbeste, was er in seiner Not zu greifen kriegt, ob es trägt oder nicht.
Dennoch erfährt er Halt. Nur nicht an dem Umhang, den er packt. Sondern durch die Hand Jesu, die ihn ergreift. Intuitiv erfasst der sinkende Apostel den Unterschied und ruft: „Herr, hilf mir!“
Das Fenster mit dem Seewandel findet sich in der St. Martins-Kirche zu Nendorf. Vom Licht der Vormittagssonne wird es durchströmt und seine Geschichte zum Leuchten gebracht. Doch selbst in Zeiten mit Gottesdienst bietet sich der Blickwinkel dieser Aufnahme keinem Kirchenbesucher. Dazu müsste er durch das Geländer der Treppe schauen, die zur Kanzel führt. Was allerdings seinen Reiz besitzt, wie sich hier zeigt. Denn so betrachtet leuchtet das Geschehen in eine dunkle Umgebung hinein. Aber es leuchtet nicht nur das Fenster für sich, das Bild einer Rettung vor langer Zeit. Seine Farben malen sich lebendig auf die Wand. Sie bilden neue Formen im Spiel des Lichtes. Sie erzählen das Geschehen fort, leuchten es in die Gegenwart der Gemeinde hinein: Der den sinkenden Petrus ergriff, der steht auch vor Euch ruhig und gelassen auf den Wellen ...
Pastor Jens Mahlmann, Nendorf & Raddestorf