Handlungsfeld III

Kirchliche Bildungsarbeit

Kirchliche Bildungsarbeit im Kirchenkreis Stolzenau-Loccum beginnt mit der frühkindlichen Bildung in den

 

  1. Kindertagesstätten

Im Bereich des Kirchenkreises befinden sich drei Kindertagesstätten:

Das „Spatzennest Uchte“, seit 1964, 1 Krippengruppe und 2 Regelgruppen, Neubau durch Kommune ist in 2023 geplant.

„Max und Moritz Wiedensahl“, seit 1970, 2 Regelgruppen

„Die Arche Stolzenau“, seit 1973, 1 Krippengruppe und 2 Regelgruppen

Alle drei Kindertagesstätten sind in Trägerschaft der jeweiligen Kirchengemeinde und integraler Bestandteil der Gemeindearbeit. Das zeigt sich im jeweiligen religions­pädago­gi­schen Konzept. So formuliert z.B. die „Arche“: „Bei uns findet jedes Kind als Geschöpf Gottes in seiner Einzigartigkeit eine liebevolle Umgebung vor, in der es sich frei entwickeln und bilden kann.“  Vielfältige Umsetzungsformen finden sich in den Einrich­tun­gen: Wöchentliche spirituelle Morgenkreise und regelmäßige Familiengottes­dienste, die vom Kindergarten im Lauf des Kirchenjahres an den drei Standorten durchgeführt werden, lassen ein deutlich christliches Profil erkennen, das auch von Kirchenfernen und Familien, die an­deren Religionen (Islam, Yeziden)  angehören, geschätzt oder zumindest wohlwollend tole­riert wird. Nach Maßgabe der Trägergemeinden wird großer Wert auf die religionspädago­gi­sche Fort- und Ausbildung der Mitarbeiterinnen gelegt, meist in Koope­ration mit dem RPI Loccum. 10% der landeskirchlichen Grundzuweisungen für die Kitas werden dazu beim Kir­chenkreis als Reserve einbehalten und können von den Träger­gemein­den besonders für re­li­gions­pädagogische Fortbildungen und Projekte abgerufen werden.

In Aufnahme des „Niedersächsischen Orientierungsplans“ werden in Einrichtungen auch religionspädagogische Einheiten angeboten, die sich biblisch und lebensweltlich (z.B. Schöp­fungserfahrung in der Natur) ausrichten. Diese Angebote werden auch auf Elternabenden erläutert. Daneben wird mit örtlichen Institutionen kooperiert, um lebensweltliche Bildung auf ein breites Fundament zu stellen (Musikschulen, Feuerwehr, Grundschule etc.).

Die gesellschaftliche Entwicklung macht eine stetige „Kundenorientierung“ notwendig: Flexibilität der Betreuungszeiten in flexibler Arbeitswelt der Eltern, steigender Bedarf integrativer und diakonischer Angebote.  Zur Bewältigung der Komplexität ist die Implementierung geeigneter QM-Systeme notwendig. Die Einrichtungen sind dabei unterschiedlich weit fortgeschritten und stellen eine erhebliche Anforderung der QM-Prozesse an die Ressourcen fest.

 

Folgende Herausforderungen werden für den Planungszeitraum gesehen:

  1. Noch nicht abzusehen ist, wie lange die Kindertagesstätten Pandemie-sicher betrieben werden müssen. Unter hohem Aufwand und unter großer Belastung geschieht das seit 2020. Erfahrungen aus dieser Zeit werden auch unter normalen Bedingungen in die Konzeptionen (Hygiene, Kommunikation etc.) einfließen.
  2. Der Fachkräftemangel zeigt sich besonders im ländlichen Bereich. Pädagogische Stellen können in den Einrichtungen nur sehr schwer besetzt werden. Die Einrichtungen kooperieren als Praktikumsstellen und FSJ-Anbieter mit Ausbildungsstätten, um langfristig Abhilfe zu schaffen.
  3. Die Kooperation mit den Kommunen und anderen Bildungsträgern (besonders Grundschule, aber auch andere Kitas) wird wichtiger. Der Erwartungsdruck der Kostenträger in den Rathäusern wird noch größer werden, auch die Anfrage, ob „denn die Kirche nicht mehr Geld zuschießen könnte“. Vieles hängt dabei von einer qualitätsvollen Arbeit des verwaltenden Kirchenamtes ab, das dafür Ressourcen vorhalten muss. Der Kirchenvorstand oder das Pfarramt allein sind damit vielfach überfordert.
  4. Intensiv wird zu diskutieren sein, ob sich die Kindertagesstätten einem größeren Trägerverbund (Nienburg) anschließen sollten, um die zunehmend komplexe Steuerung zu bewältigen. Das Für- und Wider ist dabei regional abzuwägen. Aus religionspädagogischer Sicht ist dabei unseres Erachtens die Bindung an die Kirchengemeinde vor Ort, unter welcher Trägerkonstellation auch immer, entscheidend.

 

  1. Konfirmandenarbeit

Neben der Arbeit in den Kindertagesstätten stellt der Konfirmandenunterricht eine besondere Herausforderung kirchlicher Bildungsarbeit dar. Dabei werden unterschiedlichste Modelle angewandt sowohl in der Form (Blockunterrichte, projektorientierter Unterricht, wöchentlicher Unterricht, KU4) als auch in der Dauer (neben dem „zweijährigen Modell“ finden sich auch ein einjähriges Modell, z.B. in Stolzenau und Schinna, oder ein dreijähriges Modell, vgl. der „Kinderlehre“, in den Südkreisgemeinden). In einigen Gemeinden wird die Konfirmandenarbeit durch zum Teil große ehrenamtliche Teamergruppen oder Erwachsene mitgestaltet.

Die Zahl der erreichten Konfirmand*innen ist im landeskirchlichen Vergleich sicher noch sehr hoch, sinkt jedoch in den letzten Jahren kontinuierlich. Auch die Zahl der Konfirmand*innen, die den Unterricht abbrechen, nimmt tendenziell zu und markiert einen zunehmenden Bedeutungsverlust.

 

Herausforderungen in den kommenden Jahren:

  1. Zunehmend kleiner werdende Gemeinden und Konfirmandenjahrgänge machen eine Kooperation mit Nachbargemeinden oder auf Regionalebene nötig. Als Problem stellt sich dabei manchmal die Harmonisierung der unterschiedlichen Konfirmandenmodelle und Arbeitsweisen heraus.
  2. Der Übergang von der Konfirmanden- in die Jugendarbeit sollte durch Ausbildung von jugendlichen und erwachsenen ehrenamtlichen Mitarbeitenden („Juleica-Schulungen“) auf Kirchenkreisebene unterstützt werden. Auch sollte die Einbindung dieser ausgebildeten jugendlichen Teamer in der Konfirmandenarbeit verstärkt in Augenschein genommen werden.
  3. Angebote der Konfirmandenberatung sollten verstärkt wahrgenommen werden.

 

  1. Schulkooperative Bildungsarbeit

Die Reduktion der Anzahl von Grundschulen und die Zusammenlegung von weiterführenden Schulen im letzten und vorletzten Planungszeitraum machen eine kooperative Zusammenarbeit mit den jeweiligen Schulträgern zunehmend schwerer. Es gibt aber an den Schulstandorten eine gute Zusammenarbeit bei Einschulungs- und Entlassungsfeiern; auch Schulgottesdienste werden zum Teil regelmäßig abgehalten.

In Steyerberg gibt es eine personelle Zusammenarbeit durch einen Gestellungsvertrag (4 UStd.).

Durch FSJ-Stellen gab und gibt es Kooperationen in Angeboten der Ganztagsbetreuung.

Während der Corona-Pandemie bot die Kirchengemeinde Loccum „Lernräume“ in ihren Räumen an.

Die Kirchengemeinde Uchte und der Kirchenkreis boten Schulsozialtage an.

 

Herausforderungen:

  1. Durch immer größere Einzugsbereiche der Schulen werden die Kirchengemeinden, an denen sich Schulstandorte befinden, künftig mehr herausgefordert, während Gemeinden ohne Schulstandort den Kontakt zu den Schulen und damit auch zu den Schülern mehr und mehr verlieren.
  2. Die Schaffung und Förderung von „FSJ-Stellen“ durch den Kirchenkreis kann gerade die Zusammenarbeit zwischen Schule und Gemeinde verstärken.

 

  1. Bildungsangebote für Familien, Erwachsene, Senioren

Im Kirchenkreis stehen Familien in einigen Gemeinden und auf Kirchenkreisebene im Fokus der Gemeindearbeit. Familienfreizeiten werden in Zusammenarbeit mit der EEB auf Gemeindeebene durchgeführt.

Durch die Durchführung von Bibelseminaren und Glaubenskursen wird die immer mehr fehlende religiöse Sozialisation aufgefangen, allerdings ist der Zuspruch durch „kirchenferne“ Personen nicht besonders groß.

Nahezu jede Gemeinde hat einen Seniorenkreis, in dem gesellschaftliche sowie werte- und normenorientierte Inhalte eine wichtige Rolle spielen. In einzelnen Gemeinden werden Frauen- und Männerfrühstücke mit thematischem Schwerpunkt durchgeführt. Einige der Kirchengemeinden kooperieren mit der EEB Niedersachsen im Bereich der Besuchsdienstarbeit, Männer- und Frauenarbeit sowie Seniorenarbeit.

Die Kreisfrauen-AG sorgt mit einem engagierten Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen für Kinoabende und Frauenfrühstücke zu gesellschaftlichen Themen. Aus besonderen Projekten im Jahr 2019 etwa zum Pilgern hat sich ein eigenständiges Kunstprojekt einiger Frauen entwickelt, das mit der Aufstellung des Kunstwerkes in Landesbergen im Herbst 2022 und hochwertigen Begleitveranstaltungen einen großartigen Abschluss findet.

Gute Kooperationen gibt es mit der Ländlichen Erwachsenenbildung im Bereich der Bildung für Geflüchtete; so wird etwa seit 2 Jahren in der Kirchengemeinde Uchte ein Kursprogramm angeboten.

Nahezu vollständig weggebrochen ist in den letzten Jahren die Eltern-Kind-Arbeit („Krabbelgruppen“) und deren Förderung und Ausbildung durch Seminarangebote der Erwachsenenbildung.

 

Herausforderungen in den nächsten Jahren:

  1. Zunehmend weniger werdende Kenntnisse über christliche Grundlagen stellen eine besondere Aufgabe in der Bildungsarbeit auf Kirchenkreis- und Gemeindeebene dar.
  2. Familienfreizeiten und thematische Bildungsangebote in der Erwachsenenarbeit sollten vermehrt auf Regionsebene angeboten und auch durch den Kirchenkreis ausreichend bezuschusst werden.
  3. Die Kooperation mit der EEB Niedersachsen soll gesteigert werden.
  4. Die größte Herausforderung wird sein, den „Corona-Einbruch“ zu überwinden und bewährte Bildungsformate zu reaktivieren bzw. neue zu entwickeln.

 

  1. Weitere Bildungsangebote, Vernetzungen und Kooperationen

Der Kirchenkreis hat den Standortvorteil, dass in Loccum mit dem Denkhaus Loccum, der Akademie und dem RPI kirchliche Bildungsträger auch Angebote zur Kooperation mit Kirchengemeinden bereitstellen, die etwa im Bereich der Kirchenpädagogik nach Bedarf angenommen werden.

Es gibt Vernetzungen auf der Leitungsebene; die Superintendentin wirkt im RPI bei Vokationstagungen und -gottesdiensten mit.

Die Superintendentin ist zudem Mitglied im Vorstand des Denkhauses, das sich mit seiner Leiterin Gaby Kampe in den letzten Jahren inhaltlich neu aufgestellt hat. Sind unter dem Namen Denkhaus zunächst nur bestimmte Angebote beworben worden, ist der alte Name „Heimvolkshochschule“ inzwischen für die komplette Angebotspalette durch den Namen „Denkhaus“ ersetzt. Dahinter verbirgt sich das Anliegen, auch kirchenfernere Kunden zu gewinnen. Zugleich unterstützt die Landeskirche das Denkhaus ab Mai 2022 mit einer halben Pfarrstelle (nur eine halbe Diakonenstelle wäre für das Denkhaus allein finanzierbar), um nach längerer Vakanz wieder spezifisch theologische Angebote zu generieren. Der Kirchenkreis gehört zum Trägerkreis des Denkhauses, unterstützt Anträge beim DWiN, ist durch die Einbindung in die Vorstandsarbeit aktuell informiert und wird ggf eigene Impulse in die Arbeit eintragen können.