Nächstenliebe ?
Von Pastor Dr. Joachim Diestelkamp, Loccum und Wiedensahl
Zurück in ihrer Wohnung spürt die junge Frau Übelkeit in sich aufsteigen. Es ist schrecklich, wie Corona uns verändert, denkt sie. Sogar spontane Hilfe in der Not wird fragwürdig.
Die Geschichte dieser beiden Frauen hat mich tief betroffen gemacht. Ich sehne mich nach einem wirklichen Pfingstfest. Nicht nach einem verlängertem Feiertagswochenende, sondern nach einem Pfingstwunder sehne ich mich, so wie damals: Dass wir wieder zusammenkommen dürfen ohne Abstand und Masken auf engem Raum, dass wer mag, Gott loben und lauthals singen darf. Dass wir uns – wenn das Gebot der Nächstenliebe dies erfordert, auch trotz Corona - in die Arme fallen vor Freude. Oder wenn wir einem Menschen helfen, oder jemanden trösten wollen – vielleicht einen ganz fremden im Krankenhaus oder auf der Straße. Ich sehne mich danach, vom Heiligen Geist erfüllt zu werden damit wir wieder einmütiger und selbstverständlicher miteinander umgehen und uns verstehen. Corona hat Gräben gerissen, gegensätzliche Positionen knallen aufeinander, dazu die Sorglosigkeit hier und tiefe Furcht dort. Ach, dass wir doch wieder mehr eine Sprache sprechen könnten über Gräben und Ängste hinweg. Es wird Zeit, dass Pfingsten wird.
Joachim Diestelkamp, Pastor in Loccum und Wiedensahl