Der wiedergewonnene Garten Eden
Staunend blicke ich in so manche Gärten, die mir in meiner Gemeinde begegnen. Oft bleibe ich dann beeindruckt stehen, um den sich mir anbietenden Anblick zu genießen: Die Blüten stehen in voller Pracht. Die Kirschbäume tragen ihre Früchte. Üppiges Grün verwöhnt die Augen. Vögel zwitschern während sie von den Früchten naschen. Und in so manchem Garten liegt eine alte Katze, die gemütlich in der Sonne vor sich hin döst. Wenn ich das sehe, denke ich mir immer: Ja, so muss der Garten Eden wohl ausgesehen haben! Die Besitzer haben sich ihr eigenes kleines Paradies geschaffen.
Und dann frage ich mich: Wenn das möglich ist, aus einem Flecken Erde so einen wunderschönen Ort zu machen, warum schaffen wir das nicht auch an anderer Stelle? Zum Beispiel: In unserer Gesellschaft. In unseren Beziehungen. In unserem eigenen Leben. Wie oft geht da nicht alles drunter und drüber. Ungerechtigkeit herrscht vor. Enttäuschungen belasten das Leben. Nichts scheint in Ordnung zu sein. Hier finden wir dann keinen Garten Eden vor, sondern viel mehr einen Garten, der wir „Krautwurst und Rüben“ daher kommt. Dabei könnten auch diese Bereiche wunderschön gestaltet werden, wenn wir schlicht die Regeln der Gartenkunst auf sie anwenden. Und die sind gar nicht so schwer: Zum einen braucht ein jeder guter Gärtner ein grundlegendes Verständnis für die Natur. Erst wenn wir wissen, um die verschiedenen Bedürfnisse der Pflanzen und den richtigen Zeiten des Anpflanzens und der Pflege, können wir angemessen mit ihnen umgehen. Für uns heißt das: Dass wir zuallererst uns selbst und unsere Umwelt richtig kennenlernen müssen, bevor wir wirklich gute Entscheidungen treffen können. Zum anderen braucht ein guter Gärtner eine starke innere Motivation, um überhaupt all die Mühe, Zeit und Energie in diese Arbeit investieren zu wollen. Ich denke: Es ist die Liebe zur Harmonie und Schönheit - gepaart mit der Ahnung vom unendlichen Wert des Lebens, dass diesen Antrieb ausmacht. Für uns übertragen heißt das: Unser Leben, unsere Beziehungen und auch unser soziales Miteinander zu gestalten, bedeutet permanente und zum Teil mühevolle Arbeit. Aber wer von eben dieser erwähnten Liebe erfasst ist, der weiß, es lohnt sich. Und mit der Zeit werden diese Mühen sichtbar Früchte tragen.
Ihr
Julien Fuchs, P.