Freunde, die durchs Leben tragen
Von Superintendentin Dr. Ingrid Goldhahn-Müller aus Stolzenau
‚Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt. Ein Freund bleibt immer Freund, auch wenn die ganze Welt zusammenfällt…..‘. Bestimmt kennen Sie diesen mitreißenden Song, den die Comedian Harmonists in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts berühmt gemacht haben. Unsere ehemalige Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann nimmt ihn in ihrem Büchlein über die Freundschaft auf und beschreibt die sehr unterschiedlichen Freundesbande, die tragende Säulen in unserem Leben sein können. Vielleicht haben auch Sie eine allerbeste Freundin, einen allerbesten Freund, den Sie im wahrsten Sinne des Wortes schon im Sandkasten kennengelernt haben, mit dem Sie in der Schulzeit durch Dick und Dünn gegangen sind und zu dem bis heute ein ganz direkter, unmittelbarer ‚Draht‘ besteht? Vielleicht haben Sie Freunde aus der Lehre oder den Studientagen, mit denen Sie sich in regelmäßigen Abständen weiterhin treffen? Verlässliche Arbeitskollegen, Sportsfreunde, beste Nachbarn, auf die Sie in jeder Notlage bauen können? Wie gut, wenn man ehrliche Freunde hat, mit denen man lachen, aber auch weinen kann, denen ich mein Herz ausschütte, vor denen ich auch Schwäche zeigen darf und die mir ab und an durchaus auch unverblümt Kritisches sagen, weil sie es rundum gut mit mir meinen. Selbstverständlich ist das nicht. So wie manch Ehe scheitert und Familien auseinander gehen, so kann es auch in der Freundschaft bitteren Streit, Enttäuschung und Brüche geben oder schlicht das schale Gefühl, sich auseinandergelebt, sich nichts mehr zu sagen zu haben. Margot Käßmann erzählt dazu von ‚Freundschaften auf dem Wege‘, von Freundschaften also in einer bestimmten Lebensphase, in der man z.B. als Kollegen Hand in Hand arbeitet, als junge Mütter Kinder großzieht oder sich in einem Verein engagiert und die in einer veränderten Lebenssituation lockerer werden. Selbst wenn sie nicht ein Leben lang halten, haben auch sie ihren bleibenden Wert. Für alle Freundschaften, die langjährigen und die neuen, aber gilt: Man muss sie pflegen. Sie leben vom Gespräch und vom Interesse aneinander und wollen ‚auf Augenhöhe‘ gelebt werden. Und unverzichtbar ist gerade da, wo das Leben schwer ist, das einfühlsame Zuhören, das Ausharren beieinander und manchmal auch das gemeinsame Schweigen und Gebet. So wie bei Hiob und seinen Freunden in der Bibel. Als Elifas, Bildad und Zofar von Hiobs Unglück hörten, ließen sie alles stehen und liegen, reisten zu ihm ‚und erhoben ihre Stimme und weinten und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war‘. Oft zeigt sich Freundschaft schlicht im ‚puren Dasein‘ beieinander und füreinander. Gott schenke uns solche Freunde, die an uns festhalten und uns gerade auch in schweren Stunden liebevoll begleiten und ermutigen. Er lasse uns selbst solch treue Menschen mit Aufmerksamkeit und Zugewandtheit sein. Und er gebe uns die tröstliche Gewissheit, dass ER selbst als unser Schöpfer und der große Freund des Lebens unverbrüchlich an unserer Seite ist.
Ihre
Dr. Ingrid Goldhahn-Müller, Superintendentin