Gelassenheit lernen
Von Pastor Julien Fuchs, Leese
Wir alle werden schon die Erfahrung gemacht haben, eine Gelegenheit verpasst zu haben oder eine Fehlentscheidung getroffen zu haben. Nichts ist danach mehr zu ändern. Es fällt dabei auf: Erst die Hinnahme dieser Realität führt zu einem lösungsorientierten Verhalten. Menschen jedoch, die sich über das, was geschehen ist, nur aufregen, verschwenden ihre Energie. Wer die Haltung an den Tag legt „Es ist so, wie es ist“, der legt den Fokus nicht mehr auf die Vergangenheit, sondern auf die Zukunft.
Diese Fähigkeit hat etwas mit Gelassenheit zu tun. Gelassenheit setzt ein Grundvertrauen voraus, dass beinhaltet, dass, egal was sich für eine Situation ergibt, es weitergehen wird. Darüber hinaus hat diese Fähigkeit auch mit der Einsicht in das, was wirklich wichtig ist, zu tun. Es gibt viele Verpflichtungen, die wir meinen entsprechen zu müssen. Das führt zu einem ständigen Druck. Um mehr Lebensqualität zu gewinnen, gilt es, Gelassenheit zu erwerben. Im tiefsten Grunde hat diese Verhaltensweise etwas mit unserem Selbstbild zu tun: Gelassen kann nur der sein, der sich und seine persönlichen Grenzen kennt. Diese Grenzen zu akzeptieren, führt zum Erlernen von Gelassenheit: Denn wir machen dann die Erfahrung, dass nicht die Welt untergeht, wenn wir nicht alles perfekt umsetzen. Auf diese Weise wird uns erst wieder bewusst: Das wirklich Wichtige ist doch, dass es uns und unseren Mitmenschen gut geht. Ein falsches Selbstbild verhindert das. Jedoch: Einfach Mensch sein zu dürfen mit allen Stärken und Schwächen, ohne falsche Kriterien an sich anzulegen, das befreit.
Im Kontext des christlichen Glaubens gibt es einen Begriff, der diese innere Freiheit uns Menschen von Gott her schenkt: Er lautet: Gnade. Gott kennt unsere Fehlerhaftigkeit und stellt sich aufgrund seiner Liebe verständnisvoll an unsere Seite. Wer lernt, so gnädig auch mit sich selbst umzugehen, der wird ein neues und wohltuendes Lebensgefühl gewinnen können.
Ihr
Julien Fuchs, P.