Kirche von morgen?
Im Oktober fängt im Predigerseminar Loccum wieder ein neuer Kurs an. 24 mehr oder weniger junge Theologinnen und Theologen aus ganz Niedersachsen und Bremen beginnen ihr Vikariat. Manche kommen frisch von der Universität, manche sind über andere Stationen ins Vikariat gekommen. Sie alle werden in den nächsten zweieinhalb Jahren an unterschiedlichen Orten Gemeindeerfahrungen machen, predigen, taufen, beerdigen, dabei viel zuhören und ganz unterschiedlichen Menschen begegnen. Vor Ort werden sie dabei von den Gemeindepastorinnen und -pastoren begleitet. Und immer wieder kommen sie zu gemeinsamen Wochen in Loccum zusammen. Momentan leider nicht im historischen Gebäude – das Predigerseminar selbst ist momentan noch immer Baustelle. Die Tagungsstätte der Evangelischen Akademie und die Heimvolkshochschule in Loccum dienen zur Zeit als Unterkunft für die Vikarskurse.
Im Gespräch miteinander und mit der Studienleitung wird viel diskutiert. Natürlich spielt Vergangenheit eine Rolle. Vieles von dem, was Kirche heute ausmacht, ist nicht zu verstehen ohne die Geschichte. Das fängt schon bei Bibel und Gesangbuch an. Aber viel interessanter sind oft die Gespräche über die Zukunft. Wie stelle ich mir Kirche in Zukunft vor? Wie stelle ich mir Gottesdienst in Zukunft vor? Und die Konfirmandenarbeit? Was soll und muss moderner werden? Und wo ist die Tradition ganz wichtig und wertvoll? Klar ist für alle, dass sich die Kirche in Zukunft verändern wird. Die Mitglieder und die Finanzen werden weniger, das Personal auch. Die Prognosen sind da deutlich. Aber anders als anderenorts ist das für die Vikarinnen und Vikare nicht in erster Linie Anlass zur Klage. Ja, Kirche und die Bedingungen kirchlicher Arbeit werden sich verändern. Von manchem Liebgewordenen wird man sich trennen müssen. Und mancher Abschied wird auch schmerzhaft sein. Aber davon lassen wir uns doch nicht bange machen! Die Vikarinnen und Vikare lassen sich die Freude auf ihre zukünftige Tätigkeit und ihre Ideen für eine Kirche der Zukunft davon jedenfalls nicht kaputtmachen.
Ich merke selbst, wie gut mir das tut, mich von dieser Motivation, von dieser Lust auf Kirche anstecken zu lassen. Und darauf zu vertrauen, dass Gott mit seiner Kirche, die immer größer ist als unsere Institution, ganz gewiss noch etwas vorhat. Zu vertrauen auf Jesu Zusage: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“
Ihr
Janis Berzins, P.