Angedacht von Pastor Gerhard Schlake

Nachricht 03. Oktober 2020

Wer braucht sie noch?

Von Pastor Gerdhad Schlake, Steyerberg

Wer braucht heute noch die Kirche? Nein, ich meine mit dieser Frage nicht die Kir­che als Gebäude, das oft schon seit Jahrhun­der­ten unser Ortsbild prägt. Das soll bitte auch noch lange so bleiben – meinen sehr viele – egal ob sie der Kirche an­gehören oder nicht. Nein, ich meine die Kirche als Ge­meinschaft der Glau­ben­den.

Wer braucht so etwas – eine Gemeinschaft für den Glau­ben? Heute haben sich Glau­ben und Religion in das Pri­vate zurückgezogen. In den Bereich meines Lebens über den ich höchs­tens mit mei­nen engsten Freun­den oder meiner Familie re­de. Häufig wird heute nicht ein­mal mehr mit ihnen über die innersten Beweg­gründe und re­ligiösen Ge­füh­le ge­spro­chen. Oft er­fahren so meine An­ge­hörigen erst von meinem Kir­chenaus­tritt, wenn sie nach meinem Tod vom Pfarramt er­warten, dass ich christlich bestat­tet werden sollte. Nein, mein Glauben und meine Hal­tung dazu ist nichts für die Allgemeinheit und auch nichts für eine Gemeinschaft derer, die da glauben.

Denn das bedeutet das Wort Kirche in seinem grie­chi­schen Ur­sprung: Kyria­ke sind „Die zum Herrn gehörenden“. An­de­re bibli­sche Begriffe sind die Her­ausgerufenen oder die Ver­sam­melten.

Aber brauche ich für meinen Glauben die Kirche, andere Glaubende? Ich denke schon. Und das nicht erst dann, wenn es mir schlecht geht und ich Hilfe von anderen Menschen erbete. Ich brauche diese Gemeinschaft auch dann, wenn es mir gut geht. Denn geteilte Freude ist be­kanntlich doppelte Freude und geteiltes Leid nur hal­bes Leid.

Jesus selber hat seinen Nach­folgern versprochen, da wo zwei oder drei in seinem Namen zusammenkommen, dass er da selber mitten unter ihnen sei. Und genau diese Nachfolger, denen er seine  Nähe versprochen hat, sen­det Jesus wiederum zu an­de­ren Menschen, dass sie auch die­sen von ihm und seiner Bot­schaft et­was weitersagen. Das „Gehet hin in alle Welt“ gilt nicht nur ausgebildeten Missiona­ren oder kirchlichen Haupt­amtlichen, sondern al­len Chris­ten.

Glauben kommt durch das Hö­ren. Doch wie soll ich glau­ben (= Gott vertrauen), wenn ich nichts von ihm höre oder gehört habe. Da­zu braucht Gott seine Kir­che, seine Menschen, die zu ihm gehören und er nimmt sie als Sprach­rohr für an­dere, die noch nichts oder lange nichts mehr von ihm gehört haben. Dazu braucht er die Gemein­schaft de­rer, die gemeinsam auf dem Weg sind und sich gegenseitig stärken und helfen. Ja, das brauchen wir heute mehr denn je.

 

Gerhard Schlake, Pastor in der St. Katharinen-Kirchen­gemeinde Steyerberg

 

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