Angedacht von Pastor Ingo Krause

Nachricht 20. November 2021

Zum Ewigkeitssonntag

Von P. Ingo Krause, Warmsen

An diesem Wochenende begegnet die Trauer vielerorts, denn überall in unseren Gemeinden gedenken Menschen ihrer verstorbenen Lieben. Auf den Friedhöfen werden die Gräber hergerichtet, daheim werden Fotos hervorgeholt und in den Gottesdiensten halten wir Fürbitte für die Verstorbenen.

Die Gedanken gehen zurück an Momente geteilter Freude und gelebten Glücks. So viel Vertrautes war gewachsen, so vieles war verständlich geworden – und dann kam der Bruch. Der Tod nahm einen lieben Menschen und damit auch einen wichtigen Teil des eigenen Lebens.

Von Dietrich Bonhoeffer stammt das Wort, dass die Trennung um so schwerer ist, je voller und schöner die Erinnerung ist.  Bonhoeffer kommt zu der Folgerung, dass die Dankbarkeit nach und nach die Trauer in eine stille Freude verwandelt. Trauer ist eine Liebe, der das Gegenüber entzogen worden ist. Ein Buch, das kürzlich erschienen ist, trägt auch den Titel: „Trauer ist das Glück, geliebt zu haben“.

Doch diese Wandlung von dem schmerzvollen Abschiednehmen hin zum Dankbarsein für das gelebte Glück ist ein Prozess, der nur in kleinen Schritten voran schreitet.

Alles, was mit dem geliebten Menschen gemeinsam gestaltet wurde, muss nun ohne ihn geschehen. Besonders im ersten Trauerjahr, in dem alles erstmalig stattfindet, ist das mit viel bewegender Trauerarbeit verbunden. Wie soll man die gemeinsamen Feste nun begehen? Geburtstage und Hochzeitstage werden zu emotionalen Herausforderungen. Wann fühlt man sich wieder in der Lage, Einladungen anzunehmen?

Hilfreich in der Trauer sind Menschen, die einem einfach nahe sind. Nicht aufdringlich stehen sie einem zur Seite und sie sind nicht genervt, wenn das Gespräch mal  wieder auf die Verstorbene  oder den Verstorbenen zurückgeht.

Hilfreich sind auch Rituale. Der Gang zum Friedhof und die Grabpflege geben einem das Gefühl, dem geliebten Menschen nahe zu sein. Bei einigen stellt sich dann sogar ein Zwiegespräch ein. Ich weiß von Familien, die zu Weihnachten einen Zweig aus dem Weihnachtsbaum schneiden und ihn auf das Grab legen.

Hilfreich ist auch das Lesen in der Bibel. In den Psalmen geben die Beter mit ihren vielen Klagen der Trauer eine Stimme. Mit ihrer bildreichen Sprache helfen sie einem, die eigene Trauer zu beschreiben.  Und sie erinnern daran, dass wir in unserer Trauer nicht allein sind. Sie zeigen Gott als ein Gegenüber, der sich seiner Menschenkinder erbarmt.

Und sie geben der Erinnerung eine zweite Blickrichtung. Nicht nur zurück zu dem, was war und vergangen ist, sondern auch vorwärts auf das, was kommen wird. Sich der Zukunft erinnern – auch das ist Trauerarbeit. Und dann verändert sich allmählich die Trauer in eine stille Freude, „denn Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein…“ (Offenbarung 21,4).

Ihr

Ingo Krause, P.

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