Trinitatis
Von Pastor Andreas Dreyer, Landesbergen
Da können wir in diesem Jahr schon nicht einmal Ostern, Konfirmation und Pfingsten ‚normal‘, also wie gewohnt und in vertrauter Art feiern, und dann kommt auch gleich noch Trinitatis, das Dreifaltigkeitsfest, daher. Als wenn nicht ohnehin schon alles schwierig genug wäre in diesen Zeiten, da permanent neue Regeln zu beachten sind und wir uns vor allem eines so sehnlich wünschen: die Rückkehr in den ganz normalen Alltag. Also ohne Einschränkungen, Masken, Sonderregeln. Fast könnte man seufzen: auch noch Trinitatis - das hat uns jetzt gerade noch gefehlt…
Aber das Fest, in dem es um die Einheit Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist geht, hat interessanterweise – wie diese momentanen Zeiten - so seine Merkwürdigkeiten und passt von daher vielleicht doch gar nicht schlecht in diese so besondere und komplizierte Zeit. Eine Zeit, in der man schließlich häufig ins Nachdenken gerät und Altvertrautes hinterfragt. Eine dieser Besonderheiten von Trinitatis, die fängt schon gleich mit dem Datum an: unmittelbar nach dem Pfingstfest, als gäbe es keine anderen freien Termine mehr im Jahr. Dann ohne wirklich konkrete biblische Erzählung, die uns das ganze erzählerisch näherbringen und ins Bild setzen könnte. Und dann auch noch mit einem unerhörten Nachlauf von über zwanzig ‚Zählsonntagen‘ nach Trinitatis, ganz so, als gäbe es kein größeres und bedeutendes Fest im Kirchenjahr. Dabei gibt es ganz im Gegenteil wahrscheinlich kaum ein so unbekanntes, nahezu vergessenes Fest wie dieses! Mit normaler Logik kommt man da also nicht wirklich weiter, es ist paradox. Und doch könnte genau in dieser Sperrigkeit eine Botschaft liegen, die uns in diesem komplizierten und anstrengenden Corona-Jahr weiterhelfen könnte: Vielleicht ja in dem Sinne, dass Gott sich auch ganz anders offenbaren kann, als wir es zuvor dachten. Vielleicht darin, dass wir auch unter Einschränkungen neue und durchaus wertvolle Entdeckungen und Erfahrungen machen können. Vielleicht auch darin, dass wir wieder lernen, uns an den kleinen Dingen des Alltags zu erfreuen, die wir zuvor gar nicht mehr bewusst wahrgenommen hatten. Aber vielleicht haben Sie ja auch noch ganz andere Ideen, dem Geheimnis Gottes auf die Spur zu kommen (denn dazu wurde einst das Fest erdacht).
Ihr
Andreas Dreyer, P.