Angedacht von Dr. Matthias Wilke

Nachricht 15. Januar 2023

Ich, Christian

Von Studiendirektor Dr. Matthias Wilke, Predigerseminar Loccum

Da sitzt er, der kleine Elias. Vor sich – ja, ernsthaft! – die alte Schreibmaschine seines Opas und tippt. Elias möchte Schriftsteller werden – Welten malen, Menschen erschaffen, Schönes und Spannendes miteinander verbinden! Da sitzt Elias und arbeitet, denn er hat eine Idee. Als er Weihnachten in der bunten „Kindermitmachbibel“ las, die Mama und Papa ihm geschenkt haben, ist sie ihm gekommen: die Idee zu einer großen Geschichte! Zuerst war sie klein, dann träumte er sie nachts weiter, dann auch tagsüber und jetzt war sie irgendwie fertig, die Idee von „Ich, Christian“. So wollte er seinen Roman über sich als heranwachsender Schriftsteller nennen, und der musste unbedingt geschrieben werden. Drei Figuren sah er auch schon ganz klar: eine junge Frau, bisschen so wie Mama, die viel Spaß in die Welt brachte und für Ihre Freunde eine echte Heldin war. Außerdem Elias, nein, den wollte er eigentlich Christian nennen, auch wenn er etwas von ihm selbst hatte. Der war eher zurückhaltend, alle fanden ihn niedlich, am Anfang, aber später… Ja, und die dritte Figur, die sollte so sein wie Oma: still, weise und immer konnte man zu ihr kommen – mit allem – und sie war immer da. „Ich, Christian“…

Lassen Sie mich, liebe Leserin, lieber Leser, hier aufhören zu erzählen. Vielleicht und hoffentlich habe ich Ihre Fantasie etwas angeregt – und Sie denken nun ohne mich weiter. Wie werden sich wohl die Menschen in Elias Roman entwickeln? Wenn ich anfange zu schreiben oder jemandem von mir zu erzählen, bekommt das, was ich erzählen will, oft noch einmal eine eigene Dynamik. Details werden größer, manches bunter und das, was ich unbedingt sagen will, tritt vielleicht in meiner Erzählung zeitweise an den Rand. Aber es wird nicht vergessen. Denn was mir wichtig ist zu sagen und zu schreiben, werde ich nicht vergessen. „Ich, Christian“…

Die Beterin, der Beter des 139. Psalms malt uns Gott als Schriftsteller vor Augen – und gibt uns damit den Trost, dass das, was unbedingt im Leben gesagt werden soll, nicht ungesagt bleiben wird. Sie, Du, ich – Gottes Gedanke. Anfang und Ziel unseres Lebens sind liebevoll durchdacht: „Deine Augen, Gott, sahen mich, als ich noch ganz klein war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten… Ich danke Dir, dass ich wunderbar gemacht bin“ (Psalm 139, 16 und 14; Losung für den 14.01.2023).

Ihr

Matthias Wilke, P.

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