Neuanfang!
Von Pastor Andreas Dreyer, Landesbergen
In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben..." Das Wort des Dichters Hermann Hesse aus seinem berühmten Stufen-Gedicht beschreibt - wie ich finde: äußerst trefflich - unsere Situation zu Beginn dieses nun bereits dritten Corona-Jahres. Ja, den Jahresanfang hätte sich mancher anders gewünscht als derart bestimmt von ‚Winterruhe‘, wie es etwas beschönigend heißt. Und dennoch birgt ja allein schon diese Situation einer Jahreswende und eines Neuanfangs etwas Tröstliches und Mutmachendes: die neue Jahreszahl hilft, Altes abzulegen und nach vorne zu schauen. Der Ausblick auf länger werdende Tage, die Vorfreude auf den Frühling, Ostern und so vieles mehr hilft uns gegen Winterdepression und alt-neue Corona-Ängste. Die Winterblüher sind mit ihrer Unerschrockenheit schon wieder da. Und nicht lange hin, dann werden die Krokusse hinter unserer Kirche wieder sprossen und die jetzt noch dunkle Erde in einen violetten Teppich verwandeln, wie jedes Jahr.
Viel Zeit wird derzeit darauf verwandt, die Jahresplaner vollzuschreiben. Termine kommen herein. Man schreibt die eine oder andere Planung dort hinein, noch voller Unsicherheit, ob das dann alles auch so kommen wird, wie erhofft. Aber allein schon das Aufklappen des zunächst noch leeren Kalendariums schafft Vorfreude auf Zukunft: ja, da kommt noch etwas. Einiges davon wird schon gehen. Anderes wird sich finden. Wieder anderes wohl auch ersatzlos wegfallen. Doch wenn wir etwas gelernt haben in letzter Zeit, dann Geduld zu haben und Planungen auch wieder umstoßen zu müssen – und auch zu können. Davon geht die Welt nicht unter, bei aller Enttäuschung, die es im konkreten Fall bedeuten kann. Ja, ich freue mich auf dieses Jahr 2022 mit seiner Zahlenmagie, auch wenn ich nicht weiß, an wie vielen Tagen die Sonne scheinen wird und an wie vielen nicht! Denn Gott geht mit uns durch die Zeiten, will uns diesen Schutz und diese Zuversicht, von der Hermann Hesse spricht, schenken. Oder, mit Dietrich Bonhoeffer ausgedrückt: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Ihr
Andreas Dreyer, P.
