Jesaja 60,2b
Gerade jetzt im Winter gibt es finstere Nächte. Ein Blick auf die Uhr, es ist doch Zeit zum Aufstehen, aber immer noch dunkel. Dann dämmert es, die Sonne geht auf, die Herrlichkeit eines neuen Tages bricht an. Das wirkt befreiend: die Ängste der Nacht verschwinden.
»Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker«, heißt es beim Propheten Jesaja. Liegt Finsternis nicht auch heute über unserer Erde und bedroht Menschen und Völker? Kriege, Terror, Naturkatastrophen, Seuchen, Krankheiten aber auch unberechenbare Politiker oder eine immer gedankenlosere Volksmasse sind auch für uns neue Gefahren, die wie ein Schwert über unseren Köpfen schweben. »Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker, aber über dir geht auf der Herr und seine Herrlichkeit erscheint über dir«.
Damals ist der Gott, den das Volk Israel als seinen Herrn wusste, über jenen Menschen aufgegangen wie die Morgensonne an einem neuen Tag und hat ihnen Zukunft geschenkt. Doch passiert das heute auch bei uns? Scheint es nicht eher, dass Gott sich verbirgt und die Finsternis herrscht? Wir brauchen gar nicht auf andere Menschen und andere Völker zu sehen. Ein Blick auf und in uns genügt. Wie finster ist es oft in uns selbst, wie viel Leid und Elend erleben wir in unserer unmittelbaren Nähe, wie wenig will es uns gelingen, froh und dankbar zu sein!
Ein Mensch, der erfahren hat: »Über dir geht auf der Herr«, weiß: Du musst nicht allein bleiben mit deinen dunklen Gedanken. Du musst dich nicht mehr »schwarzsehen« für deine Zukunft. Über dir schwebt nicht das Verhängnis, sondern erscheint die Herrlichkeit des Herrn, deines Gottes. Denn auch für dich ist Jesus Christus erschienen. Er öffnet dir die Augen, macht dein Herz weit, macht es heller auf dieser Erde und lässt seinen Glanz erstrahlen über alle Menschen und Völker.
In diesem Licht erkennen wir Gott als liebenden Vater, von diesem Licht erhellt und von seinen Strahlen erwärmt, wagen wir das Leben jeden Morgen neu.
Gerhard Schlake, Pastor in der ev.-luth. Kirchengemeinde Steyerberg