Mit Herzblut bei der Sache
von Pastor Dr. Sönke von Stemm
Liebe Leserinnen und Leser,
das Gejammer ist groß: in allen Berufsgruppen fehlen Menschen, die ihre Arbeit gerne und mit Herzblut ausfüllen. Von der jungen Ärztin, die lieber in Teilzeit jobben will und keine Praxis-Verantwortung übernehmen mag, bis zum Briefträger, der Pakete achtlos ins Carport knallt. „Sind die Deutschen faul geworden?“, so wird in Talkshows und Studien gefragt. Haben sie zu häufig Ablenkungen oder die schicken Urlaube vor Augen? Es gibt tatsächlich sehr unterschiedliche Gründe, warum Menschen ihre Lust an der Arbeit verlieren, und es schwerfällt, sich selbst täglich neu zu motivieren.
Und wenn wir andersherum fragen: Woher kommt denn Motivation und Freude an der eigenen Arbeit? Sind es mahnende Worte, wie sie zum Beispiel Jesus nachgesagt werden (Lukas 9,57-62)? „Konzentriert euch auf das Wesentliche und behaltet das Ziel der gemeinsamen Arbeit vor Augen!“ so übersetze ich mal. Mir hilft es, Menschen zu erleben, die fröhlich ihre Arbeit tun: da ist die Küsterin, die nach 34 Jahren Dienst in den Ruhestand geht. Das Gemeindehaus hat sie für alle zum Lebensraum gestaltet, geputzt und hergerichtet. Sie hat Gruppen von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen hinterhergeräumt, hat auch mal geschimpft, aber war immer da und mit dem Herzen dabei.
Stimmt hier die Work-Live-Balance oder das, was persönlich herausspringt? Bestimmt, aber eher nicht finanziell! Vielleicht macht diese Arbeit sogar Spaß. Auf jeden Fall bewirkt sie etwas, sie hilft, sie wird wirklich gebraucht, unterstützt und macht (nicht nur mit Blümchen) Freude für andere. Diese Haltung kann ich nur allen wünschen für die eigene Arbeit: Lust, etwas zu bewirken, mitzumachen in einem sinnvollen Ganzen und sogar die Nachfolgerin mit Freude einarbeiten. In Jesu Namen kann ich hier Danke sagen und – mir eine Scheibe abschneiden!
Ihr
Pastor Sönke v. Stemm