Angedacht von Pastor Dr. Burkhard Meyer-Najda

Nachricht 26. August 2023

Spätsommer

Von Dr. Burkhard Meyer-Najda, Pastor in Uchte

Spätsommertage haben für mich ihren besonderen Reiz. Ehe man es sich versieht, schleicht der September heran und löst den oft mächtig warmen Augustus-Monat ab. Das Paradiesgärtchen an der Uchter Kirche ist noch voller Blütenfarbe. Aber schon macht sich die Natur bereit für ihre Ruhephase. Sensible Seelen können das erspüren. So der Dichter Hermann Hesse in seinem Gedicht „September“: »Der Garten trauert, / kühl sinkt in die Blumen der Regen./ Der Sommer schauert / still seinem Ende entgegen. / Golden tropft Blatt um Blatt / nieder vom hohen Akazienbaum. / Sommer lächelt erstaunt und matt / in den sterbenden Gartentraum. / Lange noch bei den Rosen / bleibt er stehen, sehnt sich nach Ruh. / Langsam tut er die großen, / müdgewordenen Augen zu.«

Das Bild des trauernden Gartens und des müden Sommers ist eindrücklich. Es spricht uns Menschen an. Gerade in Septembertagen machen wir uns Gedanken mit etwas Melancholie über den Lauf der Jahreszeit im Garten, aber auch in unserem Leben. Der Garten ist so etwas wie ein Bild für das Leben. So heißt es schon am Anfang der Bibel: »Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hat« (1. Mose 2). Der Garten Eden hört sich paradiesisch an: immerwährender Frühling, milder Sommer. Ein orientalisches Traumbild von einem  Garten, in dem das Gärtnern mehr Freude als Mühe macht. Nun ist solch ein Paradies verloren:  zu dem Aufwachsen und Erblühen kommt dann in unseren geographischen Breiten mehr noch als im Orient das herbstliche Absterben, der Wunsch nach Ruhe und Ausruhen. Aber auch das ist umfangen von Gott, nach dessen Willen auch die auch die Gartenjahreszeiten mit Saat und Ernte nicht aufhören sollen. So kommt zur Trauer über das Ende des Sommers die Sehnsucht nach herbstlicher Ruhe.  Eine Ruhe, die erst entstehen kann aus der Gewissheit, das Gott für uns sorgt. Die Frucht sommerlichen Wachsens ernten wir in dieser Zeit: auf den Feldern und in unserem Leben. Uns bleibt in den kommenden Septembertagen ein Lächeln, erstaunt und vielleicht etwas matt. So, wie es der Sommer im Gedicht macht. Ein Lächeln, in das sich aber auch Dankbarkeit dem Schöpfer gegenüber mischt. 

 Ihr

Burkhard Meyer-Najda, P.

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31600 Uchte
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