Angedacht von Pastor Dr. Burkhard Meyer-Najda

Nachricht 26. Juni 2021

Das Kraut des Täufers

 

Von Pastor Dr. Burkhard Meyer-Najda, Uchte

 

Es hat mich inzwischen auch erwischt. Die Technik. Ich gehe mit dem Handy durch Feld und Wald spazieren. Eine liebe Pflanzenfreundin hat mich nämlich auf eine gute App hingewiesen. Sie hilft dabei, auch jede noch so seltene Pflanze zu bestimmen. Vorbei die Tage, als man beim Wandern ein kiloschweres Bestimmungsbuch mit sich schleppte. Man blätterte und blätterte und meinte das Pflänzchen identifiziert zu haben. Dann liest man: "Wächst nur in den Karpaten!" also Fehlanzeige, denn ich stehe irgendwo bei Lohhof. Die App weiß das, sie lokalisiert mich über GPS. Ein Foto von der Blüte, absenden – und schwupps, kommt die Antwort, ohne langes Blättern. Vorausgesetzt die Netzanbindung stimmt. Da sind die Karpaten manchmal besser dran als Lohhof. "Johanniskraut" heißt die gelbe Staude. Benannt nach Johannes dem Täufer. Dessen Gedenktag am 24. Juni markiert die Sommersonnenwende. Gegen das Licht gehalten scheinen die Blätter des Johanniskrauts wie von Nadeln durchbohrt. Zerrreibt man die Blütenblätter, tritt ein blutroter Saft aus. Das erinnert an das grausige Ende des Täufers. Der sagte nämlich im Auftrag Gottes unbequeme Wahrheiten und forderte das Volk zu Buße auf. In Scharen pilgerten die Menschen in die Wüste am Jordanufer, um diesen Propheten zu hören und Lebenshilfe zu bekommen. Ein richtiger Querdenker war Johannes, und die Mächtigen wollten ihn aus dem Weg räumen. Er kam ins Gefängnis. Als Partybelustigung beim König wurde er schließlich enthauptet. Das Blut tropfte auf den Boden und daraus wuchs, so die Legende, das Kraut, das seinen Namen trägt. Es ist auch ein bewährtes Heilkraut, das gegen Depressionen helfen kann,  sagt die App. Heilen von trüben Gedanken: wie schön und wichtig. Auch das ist Lebenshilfe, wie Johannes sie geben wollte. So manches Leben wendet sich dann wieder zum Guten. Das sind doch schöne, sommerliche Fundstücke in Wald und Flur bei Lohhof. Und vielleicht reise ich tatsächlich mal in die Karpaten, einfach um zu schauen, ob das Heilkraut des Täufers auch dort auch bekannt ist.

Ihr

Dr. Burkhard Meyer-Najda, P.

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