Angedacht von Pastor Dr. Burkhard Meyer-Najda

Nachricht 14. August 2021

Maria und das Kräuterfest

Von Pastor Dr. Burkhard Meyer-Najda, Uchte

Haben Sie auch einen Kräutergarten? Wenn ja, dann werden Sie das schöne Gefühl kennen:  An einem heißen Tag mitten hinein zu gehen und zwischen den sonnenerwärmten Steinen zu stehen. Freude macht es dann mit allen Sinnen wahrzunehmen.  Mit den Augen: manche der Kräuter blühen, bunte Schmetterlinge und Hummel sammeln fleißig ihre Speise.  Und dann muss man auf die Knie gehen und sich bücken. Ein paar Blättchen abzupfen und zwischen den Fingern ribbeln. Dann kann man mit der Nase und mit der Zunge weiterforschen. Dieses Kraut duftet nach Omas Bohneneintopf. Das hier dagegen schmeckt bitter wie ein Getränk, das britische Snobs gern trinken.  

Übrigens ist der 15. August ein gutes Datum, um andächtig den Kräutergarten zu besuchen. An diesem Tag wird das Fest »Mariae Himmelfahrt« begangen.  Das traditionsreiche Fest wird in katholischen Gegenden gern gefeiert. Dabei werden oft Büschel von vielerlei Kräutern zur Weihe an den Altar gebracht. Die alte Legende zum Fest erzählt, dass die Mutter Gottes, Maria, gestorben und begraben wurde. Nach einiger Zeit wurde das Grab wieder geöffnet, und – was für ein Wunder – anstelle des Leichnams wuchs dort eine Menge der schönsten Kräuter.  Schmackhaft und heilkräftig sind diese Mariengeschenke. Eine Wohltat für uns Menschen, die die Gottesmutter für uns auf Erden zurückgelassen hat.  Maria selbst ist in den Himmel aufgenommen worden, erzählt die  Festlegende. 

Für die katholische Glaubenslehre ist das ein sehr wichtiges Ereignis. Aber auch für protestantische Christen hat Maria ihre Bedeutung.  Sie ist nicht nur für die Mädchen eine Paraderolle, wenn das Krippenspiel  für die  Weihnacht geprobt wird.  Sie ist für uns alle Urbild eines demutvollen Lebensstils.  Sie vertraute den Worten des Engels, der ihr Schwangerschaft und Geburt des Gottessohnes  ankündigte.  Demut ist ein altertümliches Wort, und manchmal habe ich den Eindruck, dass Demut heute etwas aus der Mode gekommen ist. Genau deshalb ist es wichtig, sich daran zu erinnern.  Demütig sein bedeutet: ich spüre, dass ich als Mensch eben nicht alles aus eigener Kraft vermag. Ich erleide, dass ein winziges Virus oder eine gewaltige Hochwasserwelle meinen Hochmut in Schranken weisen kann.  Glück und viel Segen ist eben nichts Selbstverständliches. Wenn ich im Kräutergarten demutsvoll auf die Knie gehe, Lavendel als Mottenpulver, Thymian für die Pizza,  Bibernelle für den Salat pflücke, ist das auch ein Gebet.  Und so wird am 15. August jedes Jahr in den Kirchen vielfach gesprochen: »Ewiger Gott, du hast den Himmel, die Erde und das Meer, das Sichtbare und Unsichtbare aus nichts geschaffen.  Du hast bestimmt, dass die Erde Kräuter und Frucht für Mensch und Tier hervorbringt.  Du hast bestimmt, dass sie als Nahrung und Heilmittel dienen.  Wir bitten dich: segne diese Kräuter über ihre natürliche Kraft hinaus, damit sie uns Schutz gegen Krankheit und Widerwärtigkeit sein können.«  Na, dann schauen Sie doch mal am 15. August in Ihren Kräutergarten und gehen in die Knie.

Ihr

Dr. Burkhard Meyer-Najda, P.

 

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