Trinitatisempfang 2025

19. Juni 2025

Noch ist alles gut

Der Trinitatisempfang des Kirchenkreises Stolzenau-Loccum beschäftigte sich mit der Jahreslosung und der Zukunft von Gesellschaft und Kirche.

Stolzenau – „Prüfet alles und das Gute behaltet“ lautet die Jahreslosung, die nun am Sonntag beim Trinitatisempfang des Kirchenkreises Stolzenau-Loccum in der Jacobi-Kirche zu Stolzenau von mehreren Seiten betrachtet wurde.

Oberkirchenrätin Dr. Michaela Veit-Engelmann war als Gastpredigerin dort und betonte in ihrer Predigt, dass alles auch in der Kirche auf den Prüfstand gehört. Am Beispiel der Pädagogik des Pseudo-Lehrers „Zecki Müller“ aus dem Film „Fack ju Göhte“ legte sie dar, dass es zukünftig darauf ankomme zu vertrauen, dass aus Kirche und Christsein etwas Gutes werden kann. Das „Gute“ ist, „wenn man in einem Menschen sieht, was in ihm steckt.“ In Kirche und Christsein wirke Gott und das sei das Gute.

In seinem Grußwort betonte anschließend Superintendent Marco Voigt: „Noch ist alles gut“. Auch wenn gleichzeitig zurückgehende Finanzen die Kirche in den kommenden zehn Jahren vor große Herausforderungen stelle. 30 oder gar 40% weniger Geldmittel als heute werden erwartet.

Im Juli werden mit der Einführung von Pastor Torsten Kahle in Rehburg wieder alle Pfarrstellen im Kirchenkreis besetzt sein, doch sei noch unklar, ob die anstehenden Ruhestände der jetzigen Amtsinhaber auch künftig wieder besetzt werden könnten. Gerade angesichts rückläufiger Studierendenzahlen werde das künftig schwieriger werden.

Daneben habe sich die Landeskirche mit ihrem Klimaschutzgesetz zum Ziel gesetzt, bis 2035 bereits zu 80 % und ab 2045 dann zu 100% klimaneutral zu werden. Auch das sei bei gleichzeitig knapper werdenden Mitteln gerade angesichts großer Kirchgebäude eine schwere Aufgabe. Doch die gute Nachricht sei, dass in den Jahren bis 2028 noch eine gute finanzielle Grundlage bestehe und daher auch mit Zutrauen Änderungen angegangen werden könnten.

Die Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers aus Münchehagen sah in ihrem Grußwort die Jahreslosung alles zu prüfen auch als Arbeitsauftrag an den Bundestag an. „Alles, außer der freiheitlich demokratischen Grundordnung“ solle dabei auf den Prüfstand. Gleichzeitig gelte es drei Dinge zu bewahren: Das Leben und die Pflege der ländlichen Traditionen, eine Offenheit für Vielfalt, Neues und Nächstenliebe sowie die Innovation im ländlichen Raum, die seit vielen Jahren bestehe nach dem Motto: „Wird das neu oder kann das weg?“

Der niedersächsische Wirtschaftsminister Grant-Hendrik Tonne aus Leese sieht gerade darin die Aufgabe, das Gute und Gelingende nach vorn zu stellen. Oft sei die Rede von „turbulenten“ oder „krisenhaften“ Zeiten in der Wirtschaft, der Demokratie und auch in der Kirche. Gerade angesichts anstehender Umbrüche bestehe der Wunsch, dass es so bleibe wie es ist. „Doch das war noch nie so“, betonte Minister Tonne. Der Verunsicherung und dem zunehmenden Egoismus gelte es entgegenzuhalten, welche Krisen der letzten Jahre bewältigt wurden. Ob Flüchtlingskrise, Corona, Krieg oder Energiekrise: „Am Ende sind wir besser durchgekommen als vorher angenommen.“ Anstelle von zu vielen „Gewitterwolken“ zu sprechen, sollten mehr Zuversicht, Respekt und Miteinander im täglichen Alltag gelebt werden.

Der Stolzenauer Bürgermeister und stellvertretende Bürgermeister der Samtgemeinde Mittelweser Heinrich Kruse aus Nendorf bezog sich in seinem Grußwort auf Brücken. Die neue Weserbrücke in Stolzenau hätte die wichtige Aufgabe zu verbinden: die Samtgemeinde Mittelweser, den Kirchenkreis Stolzenau-Loccum, den Südkreis insgesamt und die Menschen beiderseits der Weser. „Verbindung treibt an“, so Kruse. Daher sollte gerade das behalten werden, was gut ist: die dörfliche Gemeinschaft, das Miteinander und das Ehrenamt. In Richtung an die Bundes- und Landespolitik forderte er, dass die dafür nötigen Gelder auch unten in den Kommunen ankommen.

Die Kreiskantorei und das Orchester „flauti antichi“ unter Leitung von Kreiskantor André Hummel sorgten während des Gottesdienstes für den musikalischen Rahmen. Draußen begrüßte beim Empfang mit Sekt, Erdbeeren und Knusperstangen eine Kreisauswahl von Posaunenchor-Bläserinnen und Bläsern unter Leitung von Heiko Deterding mit einem abwechslungsreichen Potpourri die Gäste.