Liebe Leserin, lieber Leser,

ein herzlicher Gruß aus der St.Martini Kirche in Rehburg.

Im Vordergrund die alte Osterkerze. Erinnerung an die Auferstehung Jesu. Seit Ostersonntag 2019 hat sie jetzt bei jedem Gottesdienst gebrannt. Fast ein Jahr lang. Ihre Flamme wurde weitergegeben bei jeder Taufe, bei jeder Beerdigung, bei mancher Trauung. Nun ist nur noch ein Rest übrig. Alpha und Omega, Anfang und Ende schmelzen dahin.

In normalen Jahren würde ich mich darauf freuen, dass die alte Kerze wegkommt und die neue Osterkerze aufgestellt wird. In der Osternacht würde sie angezündet und in ihrem Glanze erstrahlen. Ich säße jetzt über einer Fülle von Predigten für die bevorstehenden Festtage, würde versuchen, Karfreitag und Ostern in unsere Zeit hineinzusprechen. Voller Freude über das, was kommt, über die Menschen, die Musik, die Festtage. In normalen Jahren.

Aber dieses Jahr ist kein normales Jahr. Fast alles ist geschlossen, fast jeder Kontakt untersagt. Das letzte Mal haben wir die Osterkerze angezündet beim Vorstellungsgottesdienst der Konfirmandinnen und Konfirmanden. „What about us? – Was ist mit uns?“ war das Thema.

Ich schaue noch einmal auf die Kerze. Das dahinschmelzende Alpha und Omega. „Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige“. So heißt es in der Offenbarung des Johannes (1,8) und am Schluss dann noch einmal „Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende (22,13)“. Worte, die Menschen durch all die Jahrhunderte Halt und Mut gegeben haben. Schmilzt diese Gewissheit in diesen besonderen Zeiten dahin?

Vieles wird nach dieser Corona-Zeit anders sein, sagen die berufenen Münder. Ob das auch für den Glauben gilt? Freut sich vielleicht der eine oder die andere wieder auf „seine“ oder „ihre“ Kirche? Eines steht fest: Sie und er werden dann empfangen mit der neuen Osterkerze. Erinnerung an die Auferstehung Jesu.

Bleiben Sie behütet!

Ihr Michael Kalla, Pastor in Rehburg und Bad Rehburg