Angedacht von Pastor Noß-Kolbe

Nachricht 09. Januar 2021

Zu viel Neues?

Von Peter Noß-Kolbe, Studienleiter im Predigerseminar Loccum

Dass es nicht schlimmer werde, habe ich als Wunsch für 2021 gehört. Mein Wunsch für das neue Jahr ist aus dem Psalm: Gott behüte deinen Ausgang und Eingang. Beim Eintritt in die Stadt, den Tempel oder ein Haus Ausgang und Eingang zu bewachen ist auch die Aufgabe der römischen Gottheit Janus. Der Januar ist nach ihm benannt, das Wort steht für Tür oder Tor. Eine Tür hat zwei Seiten, eine zeigt nach innen und eine nach außen. Um beides gleichzeitig im Blick zu halten, braucht Janus vorn und hinten Augen. Darum wird er mit zwei Gesichtern abgebildet. Niemand entkommt seinem Blick, er hat alles im Blick für das neue und das alte Jahr.

Fortschritt durch Rücksicht, das ist das Janus-Prinzip. Wenn der Fortschritt keine Rücksicht nimmt, kommt das Prinzip aus dem Lot. Aber wir haben nicht vier Augen, mit denen wir zugleich nach vorn und nach hinten sehen können. Fortschreiten und Rücksicht nehmen zugleich ist hohe Kunst. In welche Richtung blicken wir? Am Anfang eines Jahres schauen wir mehr nach vorn und hoffen mindestens, dass es nicht schlimmer wird als 2020.

Bis morgen ist der Lockdown angesetzt. Beim Schreiben weiß ich noch nicht, was von den Einschränkungen verlängert und was wieder aufgehoben wird. Wie entwickeln sich die Zahlen? Kommt zu viel Neues auf uns zu, mit dem wir erst langsam lernen werden umzugehen? Der Januar ist das Eingangstor für 2021. Das ganze Jahr liegt so offen und unbekannt vor mir wie keines bisher.

Ich möchte im Anschluss an den ersten Wunsch noch ein paar weitere formulieren. Dass niemand mehr im Mittelmeer ertrinkt. Dass die Zugänge zu Bildung und Teilhabe in jedem Szenario größer werden und nicht kleiner. Dass die riesigen Ressourcen, die wir gerade auftun an Impfstoffen und Geld, an Anteilnahme und Solidarität weltweit gerecht verteilt werden und helfen. Dass der Schadstoffausstoß nach der Pandemie weiter sinkt. Dass alle vom Online-Handel profitieren…

Zum Schluss ein Wunsch von Kurt Marti, der diesen Monat 100 Jahre alt würde. Wenn wir gut wären, würde manches besser. Wenn wir besser wären, würde manches gut.

Ihr

Peter Noß-Kolbe, P.

 

 

 

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