Angedacht von Pastor Jens Mahlmann

Nachricht 05. Dezember 2020

Gehduld!

Von Pastor Jens Mahlmann, Nendorf und Raddestorf

Ja, ich weiß, dass es falsch geschrieben ist. Auch mein Rechtschreibprogramm zickt schon herum wie ein Navi nach eigenmächtigem Linksabbiegen. Doch in voller Absicht steht hier „Gehduld!“. Korrekt müsste ich es auseinander schreiben, mit Ausrufezeichen trennen und das erste D groß schreiben: Geh! Duld! Damit haben Sie jetzt nicht gerechnet, gelt? Sie dachten, ich schreibe „Geduld“ falsch. Und tatsächlich verpatze ich: „Geh! Duld!“. Was aber im Grunde keinen Unterschied macht. Weshalb ich ja die Schreibweise „Gehduld“ so schön finde.

Nun werden Sie einwenden: „Darauf kommt es nicht an, ob ich eine falsche Schreibweise schön finde. Manche Dinge sind, wie sie sind, und müssen genommen, also geschrieben werden, wie sie sind.“ Nun, dann lassen Sie uns über des Dackels Kern sprechen: Im Blick auf die „Geduld“ zeigt sich dieser in der Ermunterung „Geh! Duld!“ Die Doppelaufforderung setzt jene Einsicht um: „Manche Dinge müssen so ausgehalten werden, wie es ihrer eigenen Logik entspricht.“ Ich kann sie nicht erzwingen, nicht in das Korsett meiner Wünsche und Vorstellungen zwängen. Ihnen gegenüber bleibt nur zu dulden. Das bedeutet keineswegs Untätigkeit. Ich gehe immerhin zum Arzt und schlucke die Medizin. Die Zeit aber, bis sie die Krankheit niederringt, muss ich abwarten. In Geh! Duld!

Entgegen ihrem Sinn bringen wir die Geduld leider umso weniger auf, je länger wir sie benötigen. Anfangs gebärden wir uns als Ausbund an Geduld. Was hätte Hiob von uns lernen können! Je länger jedoch eine Lage anhält, die uns nicht passt, desto nöckeliger werden wir. Ja: desto weniger dulden wir es, wenn uns von Geduld gepredigt wird. Dummerweise bringt es uns nicht weiter, die Geduld zu verlieren, wo sie am Platz ist. Eher erweist es sich in einem solchen Fall als weise, „Geduld“ falsch zu hören: „Geh! Duld!“ Das lässt sie begreifen als ein An-gehen, ein bewusstes Annehmen der Umstände. Im Notfall: bis diese ausreifen. Im Adventsfall: bis der Herr kommt. - Für weitere Details gedulden Sie sich bitte bis morgen.

Ihr

Jens Mahlmann, P.

 

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