Gottesdienst ohne Singen?
Von Pastor Gerhard Schlake, Steyerberg
Ab morgen dürften in Niedersachsen wieder in etlichen Kirchen Gottesdienste gefeiert werden. Allerdings wird das dann nicht in der bisher gewohnten Form sein. Zu vielen hygienischen Auflagen gehört auch eine Zugangsbegrenzung und eine bestimmte Sitzanordnung. Auch der Mund-Nasen-Schutz, an den wir uns mittlerweile in der Öffentlichkeit gewöhnen, wird obligatorisch für die feiernde Gemeinde dazugehören. Das Ungewohnteste wird aber wohl der Verzicht auf das gemeinsame Singen sein.
Geht das überhaupt: Ein Gottesdienst ohne Singen? Die ersten Personen, mit denen ich darüber sprach, blickten mich sehr skeptisch an.
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! Dies ist die kirchenjahreszeitliche Überschrift über dem morgigen Sonntag Kanate („Singet!“) und der neuen Woche. Also eine Ermunterung, ja Aufforderung zu singen. Und nun nach langer Zeit Gottesdienst feiern ohne dabei zu singen – wie kann das umgesetzt werden?
Ein gemeinsames Summen um einen Klangteppich zu bilden, ist wohl möglich. Auch das gemeinsame Sprechen des Liedtextes oder ein Sologesang. Vielleicht ist das gerade das „neue Lied“, das Gott gesungen werden soll. Auf eine Form möchte ich noch hinweisen, die schon in der ersten Christenheit belegt ist. Da heißt es im Epheserbrief: „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen.“
Singen dient der gegenseitigen Ermutigung und Stärkung. Doch ist hier von einem Singen als Herzenseinstellung die Rede, egal ob allein lautstark unter der Dusche, als Sologesang in der Kirche oder summend miteinander. Vielleicht ist das heute, morgen oder in der nächsten Zeit genau die Möglichkeit Gott zu danken für all die Wunder, die er getan hat und noch tut. Denken Sie doch mal nach, wofür Sie singend danken können.
Ihr
Gerhard Schlake, P.