Angedacht von Pastor Karsten Gelshorn

Nachricht 18. Januar 2020

Die Hochzeit zu Kana

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist eine ungewöhnliche Geschichte: Die Erzählung von der Hochzeit zu Kana. Jesus verwandelt Wasser in Wein, damit eine Hochzeit weitergehen kann. Denn dort geht der Wein aus. Ich sehe den Bräutigam vor mir, wie ihn Panik beschleicht. Nichts schlimmer, als wenn die Gäste so richtig feiern wollen und dann gibt es nichts Anständiges mehr zu trinken, wird es ihm durch den Kopf geschossen sein. Ich sehe die Braut vor mir, wie sie die Augen verdreht, und wie die Eltern sich im Nebenzimmer mit den Schwiegereltern beraten, unter welchem Vorwand sie gleich zum letzten Tanz bitten und danach die Gäste heimschicken sollen. Dann tritt Jesus in Aktion, hinter den Kulissen. Er lässt sechs riesige Krüge mit Wasser füllen. Als ein Küchenhelfer dem Mundschenk das Getränk bringt, ist aus dem Wasser bester Wein geworden. Das Fest ist gerettet, der erste Ehekrach vertagt, die Eltern nicht blamiert.

Diskret und mit viel Taktgefühl hilft Jesus aus der Patsche. Ein richtiges „Luxuswunder“, das Jesus da vollbringt. Hätte der Bräutigam besser geplant, wäre dieses Wunder gar nicht nötig geworden. Ein Wunder – nur damit die Stimmung nicht kippt und die fröhliche Feier weitergeht? Das ist doch merkwürdig. Sonst macht Jesus Kranke gesund. Aber einfach Wasser – schwuppdiwupp – in eine Riesenmenge Wein verwandeln, die man gar nicht an einem Abend trinken kann?

Die Geschichte hätte auch ganz anders ausgehen können. Die Situation wäre eine Steilvorlage für eine deftige Moralpredigt nach dem Motto: „Man kann auch Spaß haben ohne Alkohol.“ Oder: „Wie kann man nur so planen! Da sucht Ihr als Brautpaar das teuerste Restaurant aus und seid dann zu geizig, genügend Wein zu bestellen.“ Doch nichts in dieser Art ist von Jesus zu hören. Er verliert sich nicht in Ursachenforschung. Vorwürfe sind nicht seine Sache. Er verwandelt Verzweiflung in Freude: Wenn Du, Mensch, mit Deinen Möglichkeiten am Ende bist, muss das noch nicht das Ende sein. Und vielleicht bekommst Du ja nicht einmal mit, dass da einer im Verborgenen für Dich sorgt.

Mir gefällt daran, dass die Geschichte mitten aus dem Leben gegriffen ist. Es geht um die banalen Sorgen, die ja jeder von uns mit sich rumträgt. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, ich dürfte mich an Gott nur in den ganz großen und wichtigen Anliegen wenden. Als ob ich ihn nicht mit Kleinkram belästigen dürfte! So wie wenn Eltern zu ihrem eigenen Kind sagen würden: Wenn Du krank bist oder finanziell am Ende, dann kannst Du Dich melden, aber vorher verschonst Du uns bitte mit irgendwelchen Nebensächlichkeiten. Alles, was mir in meinem Leben wichtig ist, meine großen Sorgen und meine kleinen – alles hat vor Gott einen Platz. Das Weinwunder von Kana ist ein sympathisches Wunder. Es lässt mich an einen sympathischen, fürsorglichen Gott glauben.

Ich grüße Sie sehr herzlich

Ihr Karsten Gelshorn, Pastor in Stolzenau und Schinna

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