Angedacht von Pastor Dr. Burkhard Meyer-Najda

Nachricht 23. Mai 2020

Gott hört uns

Von Pastor Burkhard Meyer-Najda, Uchte

Blauer Himmel und Sonne. Endlich geht es los. Ein wenig Luft noch auf die Reifen, den Korb mit Proviant packen und dann raus auf die Feldwege. Die schöne Maienzeit lädt uns ein, durch das schöne Weserland zu radeln. Ich freue mich immer, wenn ich dann über Hecken und Wäldchen hinweg die Kirchtürme auftauchen sehe. Zwischen den Zweigen und über den Rapsblüten zeigen sie: hier ist ein Dorf, hier wohnen Menschen. Die Kirche mit ihrem Turm gehört einfach zum Dorf dazu. Die Dorfkirchen erzählen dabei von einer langen Geschichte. Aber sie sind mehr als ein reines Denkmal wie ein Hügelgrab oder ein alter Landwehrwall. Die Kirchen sind immer noch ein Ort lebendiger Religion, Gotteshäuser mit Tradition.  Sie sind Zeichen. Hier rufen Menschen nach Gott. Mit Lob und Klage in guten und schweren Zeiten. Hier schreiten Brautpaare zum Altar, durch die Portale werden Särge auf den Friedhof geleitet.  »Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir!«, heißt es im Psalm 27. Mein Blick wandert am Kirchturm nach oben. Dort hängen die Glocken. Sie rufen nicht nur zum Gottesdienst, sie unterstützen unser Rufen nach Gott. Wir machen damit richtig Lärm, damit Gott uns hört! Nicht, dass Gott das bräuchte. Er hört auch die leisen Töne. Das stille, einsame Gebet ist mir gerade in den letzen Wochen wieder sehr wichtig geworden. Mit etwas Glück ist die Pforte der Dorfkirche offen. Ein Gotteshaus, hier muss er zu finden sein. Hier muss ich ein offenes Ohr bei Gott finden. Nicht dass Gott der Allmächtige und Allgegenwärtige an irgendein Gemäuer gebunden wäre. Aber Stein und Holz helfen, dass sich meine Gedanken fokussieren und ich mich konzentrieren kann. Ich gehe gern hinein, setze mich auf eine Bank. Ein schlichter Altar, bunte Glasfenster fesseln den Blick.

» Herr, höre meine Stimme!«   So vieles liegt mir am Herzen und auf der Seele, was ich Gott sagen möchte. Und dann lausche ich in die Stille hinein: Wie er mir wohl antwortet? Manchmal dröhnend laut wie die Glocken im Turm: »Kehr um, du bist auf bösem Weg!«

Manchmal leise wie das Rascheln der Blätter an den alten Eichen vor der Kirche. Da spricht der leidende Blick Jesu zu mir, den ich vorne am Altarkreuz sehe: »Das habe ich für dich gelitten, Menschenkind, sei getrost! « So ist das ein wechselseitiges Hören. Ein Wechselspiel zwischen Gott und mir. Erfüllt gehe ich wieder vor die Kirchentür. Nach der Seelennahrung greife ich beherzt in den Proviantkorb. Dann pumpe ich wieder Luft auf die Fahrradreifen – vermutlich muss ich wirklich mal etwas abnehmen. Vergnügt wie der Dichter Fontane radele ich weiter, zur nächsten Dorfkirche.

Ihr

Dr. Burkhard Meyer-Najda, P.

 

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