Nachfolge ohne Leckerli?
Von Dr. Burkhard Meyer-Najda, Pastor in Uchte
»Jetzt komm endlich! Wo bleibst du denn? Hier!!! «, rufe ich. 50 Meter hinter mir trottet der Hund. Langsam bequemt er sich, zu mir zu kommen. Jeder Hundebesitzer kennt das. Mein sturer Berner Sennenhund ist schlau. »Warum soll ich denn zu Herrchen kommen? Hier gibt es doch so viel Interessanteres zu schnüffeln und zu sehen. Sind das nicht Hasenohren hinter Grasbüschel? Ist hier nicht gerade eine hübsche Hundedame vorbeigekommen? « Der Hund braucht Anreize. Am besten ist Futter. Wenn er weiß, dass ein Leckerli auf ihm wartet, dann folgt er brav zwei Schritte neben mir meinem Weg, seine Augen blicken hoch. »Sieh mal, was für ein folgsamer Gefährte ich bin und nun gib mir das Leckerli!", denkt sich das Tier. Was in der Hundepsychologie funktioniert, klappt auch beim Menschen. Versprich der Jugendgruppe Pizza, dann sind sie alle im Gemeindehaus da. Und so mancher Mächtige der Welt ködert die Menschen mit Brot und Spielen, damit sie ihm bedingungslos folgen. Jesus macht das anders. Er stellt keine Leckerlis in Aussicht, wenn wir ihm Nachfolgen. Im Gegenteil! Da sagte einmal einer voller Motivation zu Jesus: »Ich will dir folgen, wo du hin gehst. « Und Jesus? Stellt er eine Belohnung, gewissermaßen ein Glaubens-Leckerli für die Seele in Aussicht? Nein, Jesus sprach zu ihm: »Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hin legen könnte.« Wer Jesus nachfolgt, der kriegt keine schnelle Belohnung: kein Leckerli und ein Krabbeln zwischen den Ohren, nicht mal einen Platz auf der Decke am Ofen. Wer Jesus nachfolgt, hat es eher nicht bequem. Der kriegt oft noch eins drauf. Bestenfalls Missachtung durch sein Umfeld, sogar Spott und in manchen Gegenden unserer Welt auch eine blutige Nase. Nachfolge ist kein Sonntagsspaziergang. Wer Jesus nachfolgen will, der macht nicht im bunten Getriebe der Welt mit. Wer Jesus nachfolgen will, der misstraut allen rein menschlichen Heilsversprechungen. Er liebt Gott und den Nächsten mit ganzem Herzen. Und damit eckt er an. Aber was ist dann der Anreiz? Jesu geh voran, ich bleib lieber hier, wo es bequem ist? Aber Jesus stellt doch etwas in Aussicht: ewiges Leben! Nicht in dieser Welt, aber in Gottes Reich. Das ist eine Erfüllung für meine Seele. Während ich das hier in die Tastatur schreibe stupst eine kalte schwarze Nase gegen meinen Ellenbogen. Der Sennenhund schaut erwartungsvoll und sagt: »Jetzt komm endlich! Wo bleibst du denn? Raus gehen!« - »Gleich, nur noch ein paar Worte«, sage ich und frage mich, wer folgt hier eigentlich wem?
Ihr
Dr. Burkhard Meyer-Najda, P.
